Liebe AnIta, liebe Border Homeless Gemeinschaft
Endlich nehme ich mir die Zeit euch zu schreiben. Als erstes: liebe Anita entschuldige bitte vielmals habe ich mich nie gemeldet, obwohl ich es oft gesagt habe, dass ich es bald tue. Auch zu Besuch schafften wir es bis heute nicht. Die Zeit rennt so schnell. Aber glaube mir, denken und reden tuen wir sehr oft von dir und besuchen, lesen deine Netzspuren.
Eldomir ist 2015 zu uns gereist. Wir haben ihn sofort in unser Herz geschlossen und gaben ihm unsere Aufmerksamkeit. Eldomir hatte Mühe, aber er bemühte sich riesig. Er machte alles mit. Hundeschulen (die ihn überforderten), Tierarztbesuche (die er bis heute hasst), Rudelspaziergänge mit Freilauf, Wanderungen, Camping mit unserem VW-Bus und weiterer Zuwachs von Hunden in unserer Familie.
In den Hundeschulen war es für Eldomir stets schwierig zu verknüpfen. Es machte bei ihm selten «Klick». Ein neurologisches Problem wird er haben. Der Grundgehorsam erreichten wir bei ihm. Auch rechts und links versteht er. Nach ca. einem Jahr ging es mit Freilauf und Rückruf. Die Sozialisierung mit anderen Hunden ging bis zu einem gewissen Punkt. Er geht friedlich an den Hunden vorbei. Ganz am Anfang wollte er sie jeweils angreifen. Zeigte Zähne und wollte dahinziehen. Heute macht er eher einen Bogen, ignoriert und ist frei. In letzter Zeit gibt’s es sogar, dass er bisschen schnüffeln geht am Hund. Eine Zeit gabs auch, da wollte er dann in die andere Richtung oder kam in die Starre. Auch dies ist Geschichte. Spielen mit einem anderen Hund haben wir bei ihm nie gesehen. Zwei, drei Hunde mit denen er mal gesprungen ist, aber wenig. Er ist ein Einzelgänger oder so sehen wir ihn. Wenn wir mit anderen Hunden unterwegs sind, interessiert er sich meistens nicht für die anderen Hunde, geht aber auch nicht auf sie los. Und wenn einer unbedingt will und Eldomir (wie meistens) nicht, signalisiert er dies superanständig und die Sache ist gegessen. Mit Spielzeug konnten wir ihn auch nicht knacken. Es macht einfach nicht «Klick». Verbindet nicht. Leider sahen wir Eldomir nie spielen mit einem Spielzeug.
Er liebt es zu schnüffeln, geht Spuren nach (oftmals auch wieder zurück... 😉) und ist mittlerweile gerne im Wald. Früher ging nichts über Asphalt. Er machte Pipi und Kaka auf Asphalt und wenn wir über eine Wiese an einer Strasse entlang lauften, wollte er zur Strasse. Er ist wohl ein waschechter Strassenhund. Dies zeigt er heute teilweise noch an.
Tierarztbesuche hatten wir viele. Anfangs mit seinen Stressanfällen, wo er alles abgeleckt hat (besonders seine Vorderläufe. Er kam ohne Haare an den Vorderläufen zu uns), gekotzt und Stressatmung hatte waren wir riesig überfordert, aber der Tierarzt konnte da nichts machen. Es war Stress (zuviel Cortisol) das in ihm aufgebaut wurde, falsch ernährt, übersäuert und Darmprobleme. Wir gingen anfangs mit ihm auch viel zu viel spazieren. Wir hatten zu wenig Wissen darüber. Vieles haben wir da selbst rausgefunden durch viele Gespräche, lesen, recherchieren, Vorträge besuchen über Hundeernährung, Stress beim Hund, Hundesprache usw. Beim Kacken ist Eldomir sehr wählerisch und es kann dauern, bis er seinen Platz gefunden hat. Und wenn er nicht geschissen hat, bekommt er saures Aufstossen und dann fängt das Theater an. Wir vermuten es ist dies. Oder im Allgemeinen ist sein grosses Thema der Darm. Als wir Eldomir Anfangs hatten und er dann endlich mal geschissen hat, sprang er los wie eine Rakete. Da mussten wir parat sein, sonst haben wir den Boden von nah gesehen. Als wäre er so erleichtert, es endlich loszuhaben (obwohl wir schon 1 Stunde unterwegs waren). Da haben wir viele Theorien, wieso das so war. Mittlerweile sind wir schlauer geworden und leben seit Jahren ohne diese Stressanfälle und mit entspanntem Kot absetzen. Aber sein Thema bleibts bis heute. Seine Zähne haben wir innerhalb von 3 Jahren gemacht. Seine Zähne und Zahnfleisch waren schlimm. Er liess sich aber nichts anmerken. Er ass auch Knochen und harte Kauartikel, obwohl sein Zahnfleisch blutete und viele Wurzeln entzündet und faul waren. Dies bemerkten wir nach eineinhalb Jahren, als er bei einer Physiostunde war und sie zum Schluss im Spiel an der Schnauze zwickte. Da heulte er schmerzlich auf. Er besitzt heute noch 7 Zähne. Alles andere war verfault und entzündet. Der Tierarzt hat da Top Arbeit geleistet. Dies hören wir immer wieder von anderen Tierärzten die Eldomir in ihrer Praxis hatten. Wir entschieden uns dies innerhalb von 3 Jahren zu machen, da es lange Narkosen waren. Trotz seinen wenigen Zähnen ass Eldomir Knochen und harte Kauartikel. Heute nicht mehr. Sonst hatte Eldomir nicht viel. Paar Talgdrüsen an Rücken und Gesicht haben wir noch entfernt und paar Missgeschicke wie: er biss sich ein Loch in seine Zunge, Wespe in Zunge gestochen, Kralle bei Türöffnung verletzt. Vor einem Jahr gingen wir noch Zysten am After/Darm entfernen. Da beim Kot absetzen er immer sehr nachdrückte und irgendwann bemerkten wir, dass da ein Knubbeli manchmal rauskommt. Wir gingen es abklären und da es am After/Enddarm war, konnten sie es abklemmen und veröden. Dies war eine sehr grobe Zeit für Eldomir und uns. Da der Darm seine Geschichte ist und er sich sehr schwer tat nach der OP dem ganzen zu vertrauen. Aber auch das schafften wir, alles verheilte gut, der Darm war wieder dicht und er hatte wieder entspanntes Kot absetzen. Nun werden wir keine OP mehr machen. Er hat paar Warzen im Gesicht (Nase und Auge), aber das lassen wir. Einmal im Monat gehen wir die Librella spritzen für verlangsamte Arthrose. Aber dies wird immer mehr zur Tortur und Eldomir mag es überhaupt nicht. Tut ihm aber riesig gut. Er würde ohne diese Spritze nicht mehr gut laufen können. Da es ein riesen Stress für Eldomir und somit auch für uns ist, überlegen wir uns, die Librella Spritze ihm zuhause zu spritzen mit Freunden die Tierarztpfleger oder Krankenschwester sind.
Eldomir lebte von Anfang an mit 2 Katzen. Er mochte sie nicht. Die Katzen waren aber hartnäckig und wir bemühten uns alle um Frieden. Somit funktionierte auch dies. Sie schliefen nicht beieinander und leckten sich ab, aber sie tolerierten sich und es gab kein Stress. Als eine Katze starb, kam ein beschlagnahmter 16 jähriger Hund Appenzeller Mix mit Vorbeissgeschichte vom Veterinär Amt zum Tierheim zu uns. Eldomir mochte ihn von Anfang an nicht. Null. Er gab uns dies auch deutlich zu zeigen, aber wir adoptierten ihn. Wir hatten Mitgefühl mit ihm da er mit 16 Jahren im Tierheim abgegeben wird, ihn niemand will, obwohl er zuckersüss aussah… aber nicht war. Er zeigte seine Grenzen ganz genau und akzeptierte keine Nähe zu Nahe. Sie akzeptierten sich, wurden aber nie Freunde. Mit Bunny dem Appenzeller Mix machten wir (Sandro und ich, Eldomir nicht) schlussendlich sehr wertvolle Erfahrungen, aber auch blutige und harte. Nach Bunny kam dann Bonny. Mein Mann Sandro wünschte sich ein Welpe. Ein Hund von Anfang an. Mit dem er schmusen, spielen und kämpfen kann. Bonny ist ein Appenzeller Border Collie Mix und seit Herbst 2021 bei uns. Bonny liebt Eldomir über alles. Sie will ihn. Sie ist nicht kastriert und bewirbt sich immer wieder bei ihm. Süss und zugleich zu unterbinden. Bonny konnte Eldomir bisschen brechen. Bei ihr lässt er vieles zu, schnuppert oft an ihr und hat noch nie den Kamm gestellt bei ihr. Bei ihm schlafen oder sich gegenseitig ablecken, dass passiert nicht. Aber sie schauen aufeinander und Bonny würde ihn suchen, stoppen oder verteidigen und helfen.
Wenn wir mit unserem Camping-Bus unterwegs sind, lieben es beide, aber Eldi bisschen mehr. Er liebt die Tage im Bus, viel Outdoor liegen, essen und im Wald spazieren gehen. Wenn wir auf dem Camping unser Zelt am Bus aufstellen und es beginnt zu regnen, zeigt er an, dass er rein will. Wenn er abends genug hat, steht er vor den Bus und zeigt an, dass er nun ins Bett will. Er liebt Campingzeit. Gute Energien von uns tanken. Hier wo wir wohnen, haben wir Wald und See. Wald liebt er mehr. Schwimmen mag er nicht gerne und allgemein vor Wasser hat er Angst. Er duldets, aber geht nicht freiwillig. Im Wald sind wir im Sommer mehr. Auch da muss ich sagen, Eldomir machte alles mit. Er lässt sich von mir ins Wasser tragen, wehrt sich nicht, will aber so schnell wie möglich an Land und löst dann Stress aus.
Gerade in dieser heutigen Zeit bleibt uns da nicht mehr viel anderes übrig, als bei dieser Hitze mit unserem Oldi Eldi in den Wald zu gehen. Für uns kommt nun eine schwierigere Zeit auf uns zu mit Eldomir. Wir spüren das stark. Die Tierarztbesuche werden physisch und auch psychisch anstrengender. Die Hitze macht Eldomir immer mehr zu schaffen. Auch sein Hirn ist nicht mehr top. Er wird eine Art Demenz haben. Manchmal orientierungslos oder überzeugt am falschen Ort stehen. Unser Tagesablauf muss immer mehr ihm angepasst werden. Sein Darm macht immer wieder zu schaffen und nun in seinem hohen Alter komplizierter. Letzten Sommer fing er sich Giardien ein. Das war ein 6-monatiger Weg die Giardien auszuhungern mit Nahrungsergänzungen, viel nach Swanie Simon und ganz viel kurze Nächte und Putzsessions. Aber auch da schafften wir es wieder ins Eldomir Gleichgewicht zu kommen. Aber seit diesen Giardien hat sein Appetit nachgelassen. Er wurde sehr wählerisch. Er war nie ein sehr guter Esser. Auch da machten wir viel. Anfangs mit BARF aber wir kriegten es nach Jahren nicht in den Griff. Kot war zu dünn, dann wieder verstopft. Wir kriegten es nicht hin. Mit sehr hochwertigem Dosenfleisch gings paar Jahre sehr gut. Dann nahm er immer mehr ab. Mehr Nahrung konnten wir ihm nicht geben, da die Darmsituation-Kot absetzen ja immer noch ein Thema war. Dann gaben wir ihm Royal Canin Gastrointestinal. Wenig Menge und viel nähren. Aber so richtig gut, funktionierte dies auch nicht. Kot zu dünn. Mit Flosamenschalen fanden wir unsere top Ergänzung für Eldomirs Nahrung. Als dann Bonny kam, die wir von Anfang an barften, interessierte sich Eldomir sehr für das Rohfleisch. Dann gaben wir ihm wieder BARF und wenn er wieder wählerisch wird, wechseln wir zum Dosenfutter und immer mit Flosamenschalen. Er hätte, glauben wir, meistens zu dünnen Kot. Kottests wurden viele gemacht, aber nie was rausgefunden. Vieles wird in seinem Kopf sein oder nicht stimmen. Hirn und Darm gehören ja zusammen, wissen mittlerweile viele. Oft müssen wir nun zuäpäppälä und motivieren, dass er den Topf leer isst. Es wird anstrengender. Auch wir werden langsam müde.
Eldomir war und ist kein gewöhnlicher Hund. Für uns war er immer wie ein «Kind» mit Behinderung. Sehr vielen Menschen, denen wir begegnet sind, schlossen Eldomir sofort ins Herz. Auch viele Menschen die Hunde eigentlich nicht mögen, aber Eldomir mochten sie. Es ist halt Eldomir. Sein zerstreuter, demütiger Blick, mit den passenden grossen Ohren, liess viele oft gleich weich und mitleidig werden. Er war auch nie der Hund der auf einem zu kommt. Er geht nicht zu Menschen hin. Auch wenn wir nachhause kommen, steht er nicht auf und begrüsst uns. Aber er liebt es, wenn wir zu ihm gehen. Er streckt sich dann, drückt sein Kopf in unsere Hand und schnurrt/schnarrcht so auf eine Art und Weise. So zeigt er uns seine Liebe und Dankbarkeit. Abtrocknen liebt er mittlerweile auch riesig. Obwohls mal nicht geregnet hat, möchte er getrocknet werden. Vorallem am Kopf. Dies liebt er abgöttisch. Wir lassen ihn auch in seiner Ecke sein, obwohl wir ihn lieber bei uns im Wohnzimmer hätten. Seine Ecke ist bei uns im Gang vor unserem Schlafzimmer. Dies ist sein Heil. Auch da vieles probiert ihn mehr zu integrieren, aber er wollte dies nicht und wollte in seine Ecke. Eldomir haben wir auch Jahre nie schlafen gesehen. Immer wenn wir an ihm vorbeiliefen, waren seine Augen wach. Entspannen konnte er sich lange nicht richtig. Er wurde älter und mittlerweile sehen wir ihn oft schlafen. Auch entspannen kann er mittlerweile schon länger und mehr zulassen, sich gehen lassen. Hören und sehen tut er nicht mehr viel. Mit den Kommandos funktionierts auch nicht mehr so gut, aber er gibt sich sehr Mühe. Hat aber auch Mühe. Er pumpt viel und vieles ist anstrengend für ihn.
Dies ist ein Teil unserer Geschichte mit Eldomir und wir wollten euch daran teilhaben. Ich könnte noch tausend Sachen schreiben, mir kommt gerade so viel in den Sinn. Wir hoffen und denken ihr erinnert euch an ihn.
Und nun das unangenehme:
Wie «lange» behaltet ihr *alte* Hunde? Behaltet ihr sie, bis sie die Hinterläufe hinterherziehen oder wenn es keine Qualität mehr ist? Oder macht ihr es bis zum «Schluss», bis Nierenversagen oder so eintrifft? Wir sind momentan sehr auf der Kippe mit Eldomir, da er es streng hat, sich streng macht und es für uns streng ist. Schmerzen hat er keine, aber Krämpfe mit sich selbst. Mit seinem Kopf und Darm wird auch immer wieder komplizierter. Manchmal schämen wir uns, wenn er wieder dünn hat, auf die Strasse macht und alle Touris am See glotzen. Er läuft auch noch recht gut, lange und hat keine Krallen verkratzt. Er springt auch noch das Treppenhaus hoch und runter auch allein. Er ist so stark. So ein Kämpfer.
Ich hoffe wir langweilen euch nicht und wünschen uns, dass es euch allen gut geht.
Über eine Antwort würden wir uns riesig freuen.
Viele herzliche Grüsse aus Buochs (Nidwalden)
Cornelia und Sandro Frank mit Eldomir
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