Tamino

...ehemals Casio. 

Es ist eine lange Geschichte, eine Geschichte, bei der ich , hätte ich sie nicht selber erlebt, nur den Kopf schütteln würde. 

Über die Tierpension Grisette nahm Katja Eiko auf.

Ein Angsthund aus Spanien, der zusammen mit seinem Bruder auf einem Industrie Areal "gefunden" wurde. Die beiden kamen in ein Tierheim in Spanien, von wo aus man für sie einen Platz suchte. Ich stellte die beiden auf meine HP, da ich Sandra schon lange kenne und weiss, dass sie seriös und Pflicht bewusst arbeitet. Nach etwa drei Monaten bekam ich von Katja ( ihr erinnert euch, sie war die Freundin und Halterin von M Jay )  den Bescheid, dass Seiko bei ihnen eingezogen ist. Meine Freude war leider von kurzer Dauer, da war doch noch sein Bruder ?? Der erste Bericht von Katja liess mich auch nicht hoffen, dass sein Bruder Casio, immer noch in Spanien,  bald Anschluss finden würde. Die zwei jährigen Buben bestehen nur aus Angst. Rücksprache mit Sandra von Grisette bestätigten meinen Verdacht. Casio darf erst aus dem Tierheim raus, wenn er wenigstens eine Pflegestelle hat. Lang darüber schlafen geht nicht, der nächste Transport ist am 12. Dezember, dann keiner mehr bis im Frühling. 

 

Klar, so fuhr ich am Samstag dann nach Oberehrendingen wo Anita Bugmann wohnt. Sie fährt für den Tierrettungsdient und wir "kannten" uns, aus der Zeit wo ich noch Winklerin war :-) Sie hat vom gleichen Transport eine kleine Maus übernommen, holte diese dann im Wallis ab. Sie hat mir angeboten, dass sie Casio gleich mitbringen will, und spart mir damit einen halben Tag. Danke Anita. 

Fast zeitgleich trafen wir bei ihrem Haus ein, wechselten ein paar Worte und ich wollte Casio in mein Auto bitten.  "HILFE, nein. Das geht gar nicht. Wir nehmen den nicht aus der Box. Erstens ist er "schnappig" unterwegs und wenn der ausbüchst, kann ihn niemand mehr halten. " Ich höre auf ihren Rat, sie ist "Transport gewohnt". 

 

Also laden wir das ganze Salat Auto um. ( ich war auf dem vorbei Weg noch Salat laden für Häsli und Hühner ) . So bekommen wir den Platz frei, dass wir Casio gleich in seiner Box in mein Auto stellen können. Ich war bereits den Tränen nah. Dieser arme Bub. An diesem Samstag morgen um 10,00 Uhr ist der Transport aus Spanien angekommen, der ja über 20 Stunden unterwegs war. Aus besagten Gründen kein Bisi Halt, kein Füsse vertreten :-( 

Also nix wie los gegen Kradolf, dass wir Casio aus der Box befreien können.

 

Im Border Raum ist es warm, riecht nach unseren Hunden und wir können ihn einfach mal 2 Stunden lassen. Wasser und Futter ist zur Verfügung .

Dann bezieht er die riesige Box, die Pierre für ihn eingerichtet hat. Wenn es ein anderes Wort für Todesangst gibt, heisst das Casio.

Mein einziger Lichtblick ist, dass er das Futter in der Nacht, wenn niemand mehr da ist, auffrisst. 

Er biselet und kackt im Raum, da wir seine grosse Box in der Nacht offen lassen. Es ist geheizt und er kann sich in Ruhe umsehen. Mit dem Sicherheitsgstälti raus nehmen, ist nichts. Er kann sich sofort daraus befreien. Am Halsband mag ich ihn nicht ziehen. So bleibt mir nur, die Box auseinander zu bauen, damit ich ihm mit vier Händen ;-) ein neues Gstälti anziehen kann. eines, das ihn nicht zu sehr einengt und trotzdem seinen Befreiungsversuchen stand hält. 

 

Ja, das  ist jetzt drei Wochen her. Millimeter Fortschritte, angefangen dass er nicht mehr schnappt, dass er nicht mehr zusammen fällt, wenn ich ihn anspreche und dann gestern....als ich ihn in "seine " Wiese stellte, war er nicht mehr eingefroren. Er folgte mir vier Schritte. Juhuuuuu. DAS ist Weihnachten  <3 <3 

 

Pierre hat vorgeschlagen, dass Tamino heute ins Haus ziehen soll. Er muss sich an uns gewöhnen, das kann er am besten, wenn er den ganzen Betrieb bei uns immer hört. Natürlich in einer grossen Box, die er nach belieben verlassen darf. Aber so hat er immer seine Höhle, die seine verletzte Seele noch lange brauchen wird. 

Er hat alle Zeit die er braucht. Unser Rudel ist sehr nett zu ihm. Sie  haben verstanden, dass Tamino etwas spezielles ist, dass er halt spezielle Zuwendung braucht. Sie lassen ihn in Ruhe. Schnüffeln mal kurz ihr "Hallo" und gehen ihren Beschäftigungen nach. 

 

Ja, jeder der jetzt beim lesen grosse Fragezeichen hat...ich bin bei euch. Alle die Fragezeichen habe ich nämlich auch, jede Nacht.

Ist das Tierschutz ? Was tut man diesen Hunden an ? Er wurde ja noch kastriert und geimpft, ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es ihm da ging. 

Ein Lichtblick ist der Kontakt zu Katja. Sie erzählt von Eiko, der genauso schlimm war, obwohl er vorher schon zwei Monate auf einer Pflegestelle in der Schweiz war. Die kleinen Fortschritte die sie mit ihm  machte, machen Mut. 

Die Fragezeichen aber bleiben. Was machen wir ? Was sollte man anders machen ? Soll man sich da überhaupt einmischen. Warum kann man solche Hunde nicht da lassen, füttern organisieren, einen Unterschlupf und Finger weg ? 

Obwohl wir schon seit zwanzig Jahren Erfahrung haben mit schlimmen Schicksalen, mit Angsthunden, mit verletzten Seelen, weiss ich nicht, ob es richtig ist, was wir machen. 

 

Fest steht, dass wir diesem einen Tamino ein gutes Leben geben möchten, dass er seine Traumas überwinden kann und vergessen kann, was ihn so ängstigte. Dass er ein fröhlicher Hund werden darf, mit Hilfe der anderen Hunde und uns Zweibeinern. Im geschützten Rahmen immer nur so viele Schritte nach vorne, wie er es verträgt. 

 

Aber für mich ist klar..... aktiv unterstützen werde ich solche Aktionen nie mehr.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Beatrice Bantli (Mittwoch, 20 Januar 2021 18:14)

    Das ist so schön, auf einer Seite sehr schlechte Menschen und dann kommt die rettende Hand, zum Glück gibst dich��